Kleine, abgeschiedene Inseln, nicht mehr als vier winzige grüne Punkte im größten Sandmeer der Erde, wirtschaftlich unbedeutend und vom Tourismus unbeachtet - bis vor wenigen Jahrzehnten waren die vier Oasen Bahariya, Farafra, Dakhla und Kharga in der libyschen Wüste Ägyptens, westlich des Niltals gelegen, noch nahezu unbekannt.
Das änderte sich jedoch schlagartig 1967, als die Regierung unter Präsident el-Nasser im Zuge des ehrgeizigen Bewässerungsprojektes Neues Tal mit dem Bau einer Asphaltstraße begann, die heute auf einer Strecke von 1.600 Kilometern, durch Sand-, Stein- und Geröllwüste, die vier Oasen mit Kairo im Norden und Assyut im Süden verbindet.
Seitdem hat sich das Leben in den Oasen gewandelt: Dieselpumpen ersetzen die einst das Wasserrad drehenden Ochsen, Traktoren pflügen die Felder, die früher nur mit Hacken bearbeitet wurden und längst hat der Minibus das Kamel als Transportmittel abgelöst.
Zweifellos hat die Zivilisation Einzug gehalten in den bisher so isolierten Oasen. Aber die Allmacht der Wüste konnte sie nicht brechen. Noch immer empfindet man Ehrfurcht angesichts der grenzenlosen Weite und Einsamkeit, fühlt man sich gelöst von den Problemen und den Zwängen des Alltags. In der Wüste erscheint alles in einer anderen Dimension, wird man erstaunlich ruhig und gelassen - stellt sich eben jenes Gefühl unendlicher Freiheit ein, das man so schwer in Worte fassen kann.
Dem Zivilisationsmüden, der der Hektik des Alltag entfliehen will, bieten die vier Oasenstädte des Neuen Tals ideale Bedingungen. Mit dem Auto sind es von Kairo aus nur wenige Stunden bis Bahariya oder Farafra; von Assuyt kommend, erreicht man ebenso schnell Kharga oder Dakhla.
Ganz gleich, ob man in einer der vielen warmen Quellen der Oasen entspannt, zu einem Kamelritt in die Einsamkeit der Wüste aufbricht, eine Nacht unter tausend Sternen in der Weißen Wüste bei Farafra verbringt, oder einfach nur durch die schattigen Olivenhaine schlendert, stets wird man ausgeglichener und unbeschwerter aus der Wüste zurückkehren.