Die Ruinenstadt Groß-Simbabwe befindet sich 39 Kilometer von Masvingo entfernt in Simbabwe. Schier endlos sind die Reihen von Souvenir-Ständen, die schon Kilometer vor dem Ziel eine Sehenswürdigkeit von hohem touristischen Interesse ankündigen. Wir sind auf dem Weg nach Groß-Simbabwe, jener Ruinenstadt, der das Land Simbabwe seinen Namen verdankt.
Jahrzehntelang gab der Ursprung dieser größten mittelalterlichen Anlage südlich der Sahara der Archäologie Rätsel auf. Viele Gelehrte und Wissenschaftler hielten die Existenz einer Hochkultur im vorkolonialen Afrika schlicht für ausgeschlossen. Selbst als die britische Archäologin Caton-Thompson nach dreijähriger Forschungsarbeit 1932 bewies, dass Groß-Simbabwe von einheimischen Shona Stämmen gegründet wurde, blieben die damaligen Kolonialherren skeptisch.
Noch bis zur Unabhängigkeit Simbabwes im Jahre 1980 zweifelte die rhodesische Regierung die Beweise und damit die Existenz einer Shona Hochkultur an. Groß-Simbabwe war zwei Jahrhunderte lang das Herz der Rozwi Kultur, deren Einfluß sich bis Mosambik, Botsuana und sogar Südafrika erstreckte.
In dieser Zeit lebten rund 11.000 bis 20.000 Menschen in der Stadt. Der Handel blühte: Swahili Händler, die sich schon im 10. Jahrhundert an der nahen Küste Mosambiks niedergelassen hatten, importierten Porzellan aus China, Schmuck und Perlen aus Indien und Töpferwaren aus Persien. Exportiert wurden im Gegenzug Gold und Elfenbein.
Vom Eingang aus gelangen wir zuerst an die Große Anlage, eine ellipsenförmige Struktur mit einem Durchmesser von 255 Metern. Die mächtige Außenmauer erreicht eine Höhe von 11 Metern und ist an einigen Stellen bis zu fünf Metern dick. Hier, so nimmt man an, hat sich früher die königliche Residenz befunden.
Einige Meter weiter schlängelt sich ein schmaler Pfad zwischen Felsen hindurch knapp 80 Meter in die Höhe. Auf der Kuppe des Berges, eng angeschmiegt an die Felsen, liegt die wahrscheinlich älteste Anlage Groß-Simbabwes, der Hill Complex.
Ein verwirrendes Labyrinth von Treppen, Gässchen und Mauern empfängt uns und führt uns treppauf, treppab durch Felsen hindurch. Manche Wohnungen nutzen die Felsen als Außenmauern, wieder andere sind richtiggehend in die Felsen gebaut. Es gibt sogar natürliche Balkone und Terrassen, von denen aus man eine wunderbare Aussicht auf das Tal und die Große Anlage hat.
Wie in vielen alten Städten waren dies die Wohnungen der Reichen und Privilegierten. Die einfachen Bewohner der Stadt, die Handwerker, Bauern und kleinen Händler lebten in bescheidenen Hütten, deren Fundamente man noch überall um die Große Anlage und den Hill Complex verstreut sieht. Man vermutet, daß Groß-Simbabwe im 15. Jahrhundert Opfer des eigenen Erfolges wurde. Überbevölkerung, Überbeanspruchung des Ackerlandes und dadurch Lebensmittel- und Wasserknappheit zwangen die Bewohner schließlich, die Stadt aufzugeben.