Eine gewisse Rivalität zwischen den beiden grössten Städten der Nordinsel Auckland und Wellington lässt sich nicht übersehen. Auckland ist dabei zwar das industrielle Zentrum des Landes und die einzige Millionenstadt Neuseelands, doch gingen die Hauptstadtrechte bereits im Jahre 1862 nach Wellington an der Cook Strait. Eine Entscheidung, die noch heute ein Stachel im Selbstbewusstsein vieler Auckländer ist. Sei es wie es sei, in den letzten zwei Jahrzehnten hat sich das fast verschlafene Wellington auch inoffiziell zu einer attraktiven Metropole gemausert.
Am Hafen, dort wo die grossen schnellen Fähren zu ihren regelmässigen Touren über die Cook Strait in Richtung Südinsel starten, entstanden moderne Bank- und Bürohochhäuser. Im weltberühmten Bienenkorb sind Ministerien untergebracht. Wobei bissige Spötter darauf verweisen, dass der Spitzname dieses Regierungsgebäudes auf die Architektur des Bauwerkes und nicht auf den Fleiss der darin Arbeitenden ziele. Den besten Blick auf die Stadt bietet der Victoria Peak, der mit dem Auto erklommen werden kann. Doch auch die oberen Strassen des Stadtviertels Orientel Bay stehen diesem Stadtpanorama kaum nach. Ausserdem vermittelt ein Bummel durch diese Strassen und Gassen interessante Einblicke in das Alltagsleben der neuseeländischen Mittelschicht.
Wichtig, besonders für Fotografen, ist eine Fahrt mit der Cable Car auf eine Höhe von 122 Metern über der Bucht. Dort, mit der Cable Car im Vordergrund, findet sich das wohl beliebteste Fotomotiv Wellingtons. Die grössten Veränderungen in der Stadt zeigen sich rund um das hypermoderne Nationalmuseum Te Papa und den nicht minder avantgardistischen Civic Center Complex. Direkt im Zentrum und an der Cook Street gelegen, ist dieser Teil der Stadt nicht nur für Architektur-Freaks ein absolutes Muss.
Übrigens, so sagt man, würde man einen Wellingtoner überall in der Welt daran erkennen, dass er an jeder Strassenecke instinktiv, auch bei völliger Windstille, nach seinem Hut greift. Sicher gar nicht so falsch, denn durch die Strassen der Stadt pfeift fast ohne Unterbrechung ein schneidender, recht unangenehmer Wind. Wohl eine Beigabe zur ansonsten malerischen Lage an der Cook Strait.