Zahlreiche Routen ziehen sich über die ganze Insel. Eine der schönsten Gegenden, um mit Rucksack und Wanderstock loszuziehen, ist die Sierra de Tramuntana. Der Gebirgszug liegt an Mallorcas Nordwest-Küste und brachte schon um die Jahrhundertwende Erzherzog Ludwig Salvator von Österreich ins Schwärmen. Wälder aus Aleppo-Kiefern, Stein-Eichen und Oliven-Bäumen, wilde Schluchten, steil abfallende Felsenküsten und sorgfältig angelegte Terrassen prägen die faszinierende Landschaft von Sant Telm bis zum Cap de Formentor.
Besonders beeindruckend: Die traumhaften Dörfer Deià, Valldemossa, Soller, Banyalbufar und Estellenc. Hier entdeckte der Erzherzog Ende des 19. Jahrhunderts seine große Liebe zu Mallorca. In seiner Enzyklopädie Die Balearen in Wort und Bild, die auf der Pariser Weltausstellung 1899 mit einer Goldmedaille prämiert wurde, schreibt Ludwig Salvator schwärmerisch über seine damalige Wahlheimat: So kann man wohl behaupten, dass nirgends auf der Erde der Gegensatz so geschickt gewählt ist und zugleich so harmonisch in die Augen springt wie hier.
Valldemossa gehört nicht von ungefähr zu den meistbesuchten Orten der Insel. Diesmal ist dies nicht dem Erzherzog, sondern anderen Berühmtheiten zu verdanken, die das Eiland für sich entdeckt hatten: So verbrachte etwa der kranke Komponist Frederic Chopin mit seiner Gefährtin, der französischen Schriftstellerin George Sand, einen ganzen Winter im ehemaligen Kartäuserkloster des Ortes. Im literarischen Werk der Französin erscheint der Besuch auf der Mittelmeerinsel als Reisebericht Ein Winter auf Mallorca.
Von Valldemossa führt ein Weg zur Einsiedelei Ermita de la Trinidad. Im Jahr 1705 wurden die Gemäuer errichtet. Völlig versteckt liegt das Gehöft als friedliche Oase hinter einem Eichenwald. In vollkommener Ruhe kann man von hier den Blick über das weite Meer schweifen lassen - nur zu verständlich, dass dieser Ort einer der Lieblingsplätze des Erzherzogs war.
Nicht weit von hier, am Aussichtsturm des Mirador de Ses Puntes, beginnt Ludwigs alter Reitweg. Ein Teil des berühmten Cami de L'Arxiduc ist heute einer der schönsten Wanderwege in dieser Region zum Puig d'es Teix. Bei der anstrengenden, etwa sechsstündigen Tour bieten sich immer wieder herrliche Ausblicke auf die Küste, auf Banyalbufar inmitten der Terrassenlandschaft oder auf Deià - bekannt als Treffpunkt der Künstler und Schöngeister.
Ganz in der Nähe liegt Son Marroig, der ehemalige Landsitz des Erzherzogs. Hoch über der Steilküste in fantastischer Lage thront das Herrenhaus. Der Blick vom Aussichtspunkt Mirador de Sa Foradada auf die berühmte durchlöcherte Felsenzunge gleichen Namens bleibt unvergessen. 250 Meter unterhalb von Son Marroig ragt der Felsen ins Meer hinein.
Einst ankerte hier die Nixe - das Schiff, mit dem Ludwig Salvator zu seinen Erkundungsreisen in See stach. Beim Anblick der bizarren Felsformation im Licht der sinkenden Sonne geriet Ludwig immer wieder ins Schwärmen: Man vermag kaum zu fassen, wie dem Auge so viel Genüsse landschaftlicher Formen und Farbenpracht auf einmal geboten werden können, denn das Meer ist ultramarinblau und die Foradada purpurrot und wirft ihren schwarzen Schatten in die durchsichtige Flut.