Wohl nur wenig Dichter sind so eng mit ihrer Heimat und ihrem Volk verbunden wie Chiles Literaturnobelpreisträger Pablo Neruda. Sein Lebenshunger und seine tiefe Liebe zur Literatur waren legendär und trotz seiner grossen Erfolge als Schriftsteller verlor er nie die grenzenlose Armut grosser Teile des chilenischen Volkes aus den Augen, und die damit verbundenen sozialen Ungerechtigkeiten. Aus diesem Grund trat er 1943 der Kommunistischen Partei bei und wirkte im Senat für ein gerechteres Chile.
Bereits zu Lebzeiten widmete er sein Werk dem einfachen Volk und nach seinem Tod 1974 hinterliess er sein gesamtes Vermögen einer Stiftung. In den Jahren der Militärdiktatur versuchte die Junta Neruda aus dem Gedächtnis seines Volkes zu löschen. Seine Häuser auf der Isla Negra am Meer und in Santiago wurden verwüstet und die Arbeit seiner Nachlassverwalter massiv behindert. Doch alles half nichts. Bis heute ist Nerudas Werk eine Teil der chilenischen Seele.
Unter der neugewählten, demokratischen Regierung Chiles wurde sein Anwesen am San Cristobal in Santiago ebenso zum Museum wie sein eigenwilliges Haus hoch über dem Strand auf der Isla Negra rund 30 Kilometer nördlich von der Hafenstadt San Antonio. Dieses Grundstück am Meer liegt in einem grossräumigen Urlaubs- und Erholungsgebiet der Chilenen und ist nicht zuletzt deshalb zu einer wahren Pilgerstädte junger Chilenen geworden.
Neruda galt als Spontanarchitekt. Seine Häuser sind eigenwillig und eigenartig. Immer wieder hat er da und dort neue Anbauten gemacht und seine phantasievollen Ideen in den Baustil eingebracht. Eigentlich sind sie nie fertig geworden. Ein Besuch auf der Isla Negra oder in seinem Chascona in Santiago bestätigt das. Auch seine vielfältigen Sammlerleidenschaften fanden in der Gestaltung seiner Häuser ihren Niederschlag. Beide Wohnkomplexe sind heute frei zugänglich und gestatten einen kleinen Einblick in die Gedankenwelt und in die Träume des grossen Dichters, der in den Herzen ungezählter Chilenen weiter lebt.