Norwegen bietet viel, doch es drängt sich nicht auf. Dies gilt auch für den Norweger selbst. Wie die meisten Menschen aus dem Norden zählen auch die Norweger eher zu den zurückhaltenderen und wortkargeren. Wer es allerdings schafft, sie sich zum Freund zu machen, kann auf sie zählen. Dass die norwegische Bevölkerung die wachsenden Besucherzahlen mit ein wenig Skepsis beobachtet sollte versteh- und nachvollziehbar sein. Norwegen begrüsst seine Gäste freundlich, biedert sich aber nicht als touristisches Massenziel Europas an.
So manche der reizvollsten Touristen-Attraktionen wie Wasserfälle und andere Naturschönheiten sind ausschließlich über lange, beschwerliche Wege und Stege zu erreichen. Andernorts hätte man bestimmt schon eine komfortable Strasse mit Parkplatz und Kiosk errichtet, nicht so in Norwegen. Möchte man die Schönheit Norwegens geniessen, darf bzw. muss man sich wirklich auf die teils rauhen Seiten der Landschaft und der Natur des Landes einlassen. Massentourismus wird auf diese ganze natürliche Art und Weise automatisch verhindert bzw. eingeschränkt. Norwegen hat nichts gegen Touristen, aber ist auch nicht auf sie angewiesen. Das hat seine Vorteile. Und all diejenigen, die den Touristenströmen Südeuropas entfliehen möchten, wissen dies zu schätzen.
Das heisst aber auch nicht, Norwegen sei nur mit dicken Wanderschuhen, Stock und grossem Rucksack zu bezwingen. Diese Utensilien sind zeitenweise oder je nach Route durchaus gut zu gebrauchen, doch verfügt das Land auch über ein gut ausgebautes Strassennetz und eine ausgezeichnete Infrastruktur. Viele touristische Anziehungspunkte liegen greifbar nahe. Solche Museen wie De Sanvigske Samlinger in Lillehammer oder De Bryggen in Bergen sind gleichermassen ohne körperliche Anstrengungen zu besichtigen, wie die sehenswerten Stadtzentren von Trondheim und Alesund. Im Gegensatz dazu ist die Fahrt zum Nordkap eine einzige Kilometerfresserei. Ob und wie man die Fahrt zum nördlichsten Punkt des Landes sinnvoll gestaltet, bleibt aber jedem Besucher selbst überlassen.
Das typische Norwegen, mit seinen Schären und Fjorden, findet man bereits im Dreieck zwischen Bergen, Trondheim und Oslo. Wer nicht mehr möchte, muss keine weitere n Fahrzeiten und Kilometer auf sich nehmen. Und mit Oslo, ja mit Oslo ist es wie mit vielen anderen Hauptstädten auch, es ist ein touristischer Sonderfall. Denn hier, vorallem im Zentrum der Stadt, ballen sich im Sommer die Touristengruppen aus aller Welt. Ein bißchen Massentourismus ist also auch hier zu finden. Trotzdem ist dem skandinavischen Nordlicht das gemütliche Flair erhalten geblieben und zählt für viele weitgereiste Globetrotter zu den zehn schönsten Städten der Welt.